Entstehung von Sprachen in der Welt

Eine Frage, die bis heute ein Rätsel ist und zu der es zahlreiche Theorien und Untersuchungen gibt. Grundsätzlich existieren zwei Ansätze, die für die Entstehung der Sprachen auf der Welt herangezogen werden können.

Eine Theorie geht davon aus, dass es ursprünglich eine einzige Quellsprache auf der gesamten Welt gab. Dies ist jedoch angesichts der großen Unterschiede zwischen Sprachen wie Englisch und Chinesisch relativ unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eher, dass unterschiedliche Zeiten und Orte bestimmte Vorsprachen hervorbrachten, von denen unsere heutigen Sprachen abstammen. Aber wie genau sind nun diese Sprachen entstanden?

Von Objekten und Gesten

Um dieser Frage nachzugehen, fanden schon in vorchristlicher Zeit die ersten Experimente statt. Ein Pharao ließ ein Kind isoliert aufwachsen, um anschließend seine ersten Worte zu hören. Die Ergebnisse waren für den Pharao jedoch nicht zufriedenstellend.

Im 16. Jahrhundert fand ein ähnlicher Versuch in Schottland statt. Hier wurden zwei Kinder isoliert, um die Kommunikation zwischen ihnen zu beobachten. Nach einiger Zeit entwickelte sich zwischen ihnen eine Sprache in Form von Gesten und Lauten. Aber nur die beiden Kinder waren in der Lage, sie zu verstehen.

Wie entsteht Sprache?

Nicht ganz so drastisch gingen Forscher der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie vor. Um zu verstehen, wie aus sozialer Interaktion eine Sprache wird, stellten sie jeweils eine Videoverbindung, ohne Ton, zwischen zwei Kindern in unterschiedlichen Räumen her. Die zwei mussten nun neue Wege der Kommunikation finden, um Dinge zu erklären. Ging es um Objekte, reichte es aus, auf diese zu zeigen. Bei einer Tätigkeitsbeschreibung half eine einfache bekannte Geste, die die Tätigkeit beschrieb. Diese Tätigkeit musste natürlich beiden bekannt sein z. B. essen oder schlafen.

Als größere Herausforderung sollten die Kinder nun komplexere Begriffe, wie ein weißes leeres Blatt, erklären. Für die Lösung zog das erste Kind seine bunte Kleidung zur Seite und zeigte auf einen weißen Punkt auf dem T-Shirt. Das andere Kind interpretierte den weißen Punkt als Hinweis auf das weiße leere Blatt. Die Erklärung des Begriffs „weiß“, wäre auf diese Weise auch möglich gewesen.

Als die Rollen getauscht wurden und das zweite Kind den Begriff erklären sollte, ahmte es lediglich die Geste des ersten Kindes nach.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikation

Auch wenn wir über die Anfänge der menschlichen Sprache und ihre Entwicklung im Laufe der Jahrtausende nur spekulieren können, bekommen wir durch das Experiment der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts eine kleine Vorstellung von der Entstehung der Sprache. Offensichtlich sind Wörter allein nicht der ausschlaggebende Punkt einer Sprache. Vielmehr braucht es mehrere Faktoren, um erfolgreich zu kommunizieren.

  • Der Wissensstand muss nahezu gleich sein. Die Kenntnis von Objekten und Tätigkeiten ermöglicht es erst allen Kommunikationspartnern auf sie zu zeigen und realitätsnahe Zeichen zu finden.
  • Zur Darstellung komplexerer Sachverhalte müssen Zeichen und Gesten für Objekte und Tätigkeiten kombiniert werden. Ein Mindestmaß an Auffassungsgabe ist demnach Voraussetzung, um aus einer Kombination zweier Zeichen eine Bedeutung abzuleiten.
  • Ein gemeinsamer Erfahrungsschatz ist hilfreich, um bereits bekannte Gesten zu erkennen und nachzuahmen. Die Nachahmung bekannter Zeichen in Kombination mit neuen Handlungen und Gegenständen erschafft wiederum eine neue Geste mit einer anderen Bedeutung.

Entwicklung in mehreren Schritten

Anhand von Gesten und Zeichen ist eine rudimentäre Sprache also durchaus möglich. Grammatik und Sprachvielfalt müssen jedoch auf der Strecke bleiben. Fügt man weitere Möglichkeiten der Kommunikation wie Laute, das gesprochene Wort, geschriebene Zeichen und Malereien hinzu, wird der neuen Sprache eine Vielzahl an Entwicklungsmöglichkeiten geboten.

Wissenschaftler vermuten, dass im Laufe einer langen Zeit grammatikalische Strukturen schrittweise eingeführt wurden, wenn die Komplexität einer Situation dies verlangte. Das würde wiederum bedeuten, dass die Entwicklung einer Sprache an die Entwicklung des Menschen an sich und seiner Umgebung gekoppelt wäre. Ein Beispiel dafür wäre der Neandertaler. Dieser konnte bereits sprechen und primitive Werkzeuge herstellen. Um die Werkzeugherstellung an die nächste Generation weitergeben zu können, musste er seinen Sprachschatz rund um diese Fähigkeit erweitern.

Leider gibt es keine Dokumentation darüber, wie sich eine neue Sprache über viele Generationen hinweg verändert und wie lange einzelne Entwicklungen brauchen, um sich durchzusetzen. Klar scheint jedoch zu sein, dass eine Sprache mit der Zeit immer komplexer und systematischer wird.


Mehr über die Entstehung der Sprache erfährst du in einem YouTube Video von Josua Kohberg. Auf seinem Kanal gibt es regelmäßig spannende Inhalte und interessante Fakten rund um das Thema Sprachen lernen.


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